Zürich – Auch nach dem erwarteten Inkrafttreten eines strengen Gesetzes zum sogenannten „assistierten Suizid“ will der „Verein Sterbehilfe“ in Deutschland aktiv bleiben. „Wir werden ein neues Modell in Angriff nehmen, das juristisch hieb- und stichfest ist, und damit weiterhin Sterbehilfe leisten“, sagte der Vereinsvorsitzende und frühere Hamburger Justizsenator Roger Kusch dem „Spiegel“.
Er gehe davon aus, dass der von einer fraktionsübergreifenden Gruppe um den SPD-Abgeordneten Lars Castellucci in den Bundestag eingebrachte Entwurf noch in diesem Jahr Gesetz wird, sagte Kusch, der ehemals der CDU angehörte. Danach würde die geschäftsmäßige, also „auf Wiederholung angelegte Beihilfe zum frei verantworteten Suizid“ prinzipiell erneut unter Strafe gestellt und nur nach Abschluss eines mehrstufigen Verfahrens erlaubt. Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2020 das davor bestehende generelle Verbot gekippt. Seither ist die Zahl der Mitglieder des Vereins rapide angestiegen. Davor waren es rund 430, Ende 2021 dann gut 1.200; in der ersten Jahreshälfte 2022 bereits mehr als 1.920. Die Zahl der vorgenommenen Suizidhilfen liegt mit 59 bis Ende Juni knapp über Vorjahresniveau. Er rechne allerdings damit, dass ihre Zahl in Erwartung der strengen Regulierung „in den nächsten Monaten nochmals stark ansteigen wird“, so Kusch.
Foto: Friedhof (dts)