Berlin – Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), pocht anders als andere öffentliche Stimmen nicht auf eine schnelle Waffenruhe in der Ukraine. „Ein Waffenstillstand ohne Truppenrückzug würde Putin nur eine willkommene Atempause verschaffen, um noch mehr Soldaten und militärisches Gerät an die Front zu bringen“, sagte er dem Sender ntv.
Wladimir Putin gaukele ein Interesse an Verhandlungen nur vor. „Russland will die Ukraine vernichten. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel.“ Mit Blick auf russische Gaslieferungen, die womöglich bald ganz wegfallen, sagte Roth: „Es ist für Russland technisch unmöglich, die heimische Gasproduktion einfach auf null zu drosseln. Das funktioniert nicht. Dann müsste Putin das Gas abfackeln.“ Er könne sicherlich den Gashahn zeitweise auf- und zudrehen, aber er könne die Gasproduktion nicht auf null bringen oder das Gas über andere Pipelines in andere Länder umleiten, weil es diese gar nicht gebe. Der SPD-Politiker mahnte zu mehr Selbstbewusstsein im Kräftemessen mit dem Kreml. „Russland ist ein einseitig auf endlichen Rohstoffen und auf militärischer Macht ruhender, müder, kranker Koloss.“ Er sei „ziemlich ins Wanken geraten“, sagte der Außenexperte. „Er wird durch Nationalismus und Kolonialismus, einen gewaltbereiten Diktator und einen asozialen Turbokapitalismus am Leben erhalten.“
Foto: Wladimir Putin (dts)