Linke will staatliche Abgabe von Crystal Meth an Schwerstabhängige

Berlin – Die Linke-Fraktion im Bundestag fordert staatliche Modellprojekte, in denen Crystal Meth und andere sogenannte harte Drogen an Schwerstabhängige abgegeben werden. „Eine staatliche Abgabe von geprüften Substanzen an Abhängige wäre sehr sinnvoll“, sagte der drogenpolitische Sprecher Ates Gürnipar der „Welt“.

„So könnten sie in enger Begleitung ihre Sucht befriedigen, ohne krasse gesundheitliche Folgen durch stark schwankende Qualität erleiden zu müssen. So schädlich Drogen selbst sind, werden viele drogenbezogene Probleme wie die Gesundheitsgefährdung durch Streckmittel, die Finanzierung der organisierten Kriminalität und der soziale Abstieg von Abhängigen vor allem durch die Prohibition verursacht.“ Das Vorhaben geht aus einem Antrag der Linke-Fraktion an den Bundestag hervor. Darin fordern die Linke-Abgeordneten die Bundesregierung auf, Projekte anzustoßen, die „mit wissenschaftlicher Evaluierung die Abgabe von Substanzen mit geprüfter Qualität an Menschen mit einer schweren Abhängigkeitserkrankung etwa von Methamphetamin (Crystal Meth) im Sinne einer Substitutionsbehandlung unter suchttherapeutischer Begleitung erproben“.

Gürpinar begründet den Vorstoß damit, dass Abhängige häufig unbegleitet dreckige oder plötzlich besonders reine Substanzen konsumierten. Wenn Menschen nicht wüssten, in welchem Reinheitsgrad Substanzen eingenommen werden, könne dies sehr gefährlich werden. Heino Stöver, Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences, hält die Initiative für eine staatliche Drogenabgabe an Abhängige für sinnvoll. „Schwarzmarktdrogen haben für die Verbraucher unkalkulierbare Reinhaltsgehalte. Eine staatliche Abgabe von Drogen ohne Verunreinigungen würde gesundheitliche Schäden minimieren.“

In der Unionsfraktion wird das Vorhaben einer staatlichen Abgabe von Drogen kritisch gesehen. Die professionelle Behandlung von Menschen mit einer schweren Abhängigkeitserkrankung müsse in jeder Hinsicht gewährleistet werden, sagte die Gesundheitspolitikerin Simone Borchardt (CDU) der „Welt“. „Erweiterten Substitutionsprogrammen stehe ich eher skeptisch gegenüber. Viel wichtiger wäre es, den Zugang zu bestehenden Angeboten zu erleichtern.“

Foto: Prekariat (dts)

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