Frankfurt/Main – Die Coronakrise konnte das Wachstum der hiesigen Großunternehmen nur vorübergehend aufhalten. Die Umsätze der 200 größten Unternehmen mit Sitz in Deutschland stiegen im Jahr 2021 um mehr als 15 Prozent oder um 451 Milliarden Euro.
Das ergibt eine Auswertung der jährlich vom Archiv der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstagsausgabe) erstellten Liste der deutschen Konzerne. Die Schwergewichte aus Industrie, Handel und Dienstleistungen haben nicht nur den Einbruch des Corona-Jahrs 2020 mehr als ausgebügelt. Auch erzielten sie mit insgesamt fast 3,4 Billionen Euro den höchsten Umsatz der zurückliegenden Jahre seit einschließlich 2011. Im Jahr 2020 hatte Corona noch einen Umsatzeinbruch um mehr als 4 Prozent verursacht.
Der Blick in den bilanziellen Rückspiegel der deutschen Unternehmenswelt zeigt, dass die Pandemie – auch wenn sie noch nicht endgültig vorbei ist – das Wachstum der Konzerne nur vorübergehend aufhalten konnte. Doch längst sind mit dem Ukraine-Krieg und dem weltpolitischen Machtverlust des Westens neue Krisenherde und Gefahren für die Marktwirtschaft aufgetaucht. Allein die damit verbundene Energieknappheit könnte noch verheerendere Folgen für die Unternehmen und die Gesellschaft haben als bisher Corona. Das FAZ-Archiv berücksichtigt für seine jährliche Liste die Nettoumsätze der Unternehmen, also ohne durchlaufenden Posten wie Mehrwert- oder Energiesteuern.
Mit Blick auf einzelne Unternehmen sticht etwa der Energiekonzern Uniper hervor, der wegen der schon im vergangenen Jahr aufgetretenen Energiepreisturbulenzen mit 4,1 Milliarden Euro den größten Verlust aller Unternehmen auf der FAZ-Liste erlitten hat. Weil die Turbulenzen jedoch auch Unipers Umsätze auf fast 164 Milliarden Euro aufblähten, machte der Versorger einen Sprung vom 14. auf den 2. Platz hinter Volkswagen. Der teilstaatliche Wolfsburger Autokonzern ist seit Jahren das umsatzstärkste Unternehmen auf der FAZ-Liste. Neben der Autoindustrie dominiert der Einzelhandel mit der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), der Aldi-Gruppe, der Rewe-Gruppe und dem Edeka-Verbund.
Besonders spektakulär ist der Aufstieg des Corona-Impfstofferfinders Biontech, der noch nie auf der Liste auftauchte, aber wegen einer Umsatzexplosion um sagenhafte 3.800 Prozent auf fast 19 Milliarden Euro aus dem Stand auf Platz 41 landete. Ein bemerkenswerter Umsatz-Aufsteiger ist auch Delivery Hero. Der Betreiber einer digitalen Plattform für die spontane Bestellung von warmen Mahlzeiten wie Pizza oder Nudeln steigerte seinen Umsatz um 137 Prozent und schaffte es als weiterer Listen-Neuling auf Platz 116. Licht und Schatten liegen bei dem Aufsteiger dicht nebeneinander, verbuchte er doch gleichzeitig einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro und damit das fünftgrößte Minus aller Unternehmen auf der FAZ-Liste – nach Uniper, TUI, Lufthansa und Airbus Deutschland.
Foto: Biontech (dts)