Berlin – Die Generikabranche warnt vor einem drohenden Rückzug von Arzneimittelherstellern aus dem deutschen Markt. Durch die Inflation hätten Pharmafirmen mit Kostensteigerungen von mehreren Hundert Prozent zu kämpfen, sagte Bork Bretthauer, Chef des Lobbyverbands Pro Generika, dem „Spiegel“.
Die könnten aber nicht einfach weitergegeben werden, weil es in Deutschland Instrumente wie Festbeträge gebe. Diese lege maßgeblich der Spitzenverband der Krankenkassen fest. „Ist eine Produktion nicht mehr wirtschaftlich, hat der Hersteller keine Wahl: Entweder macht er Verluste, oder er muss sich aus der Versorgung zurückziehen“, so Bretthauer. Treiber seien etwa gestiegene Seefrachtraten. Ein Container von Shanghai nach Rotterdam habe im Januar sechsmal mehr gekostet als vor der Pandemie. Auch höhere Kosten für Verpackungen von bis zu 135 Prozent machten den Firmen zu schaffen. Zudem explodierten die Kosten für Ausgangsprodukte: Der Stoff DMA beispielsweise, Grundlage für das Diabetesmedikament Metformin, sei um 180 Prozent teurer geworden. Wenn die Politik die Arzneimittelversorgung sichern wolle, müsse es einen Aufschlag in Höhe der Inflation auf die Festbeträge geben, forderte der Verband. „Das Preismoratorium, das die Preise auf dem Niveau von 2009 festgefroren hat, darf für Generika nicht noch weiter verlängert werden“, sagte Bretthauer. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte angekündigt, dass die Krankenkassenbeiträge 2023 kräftig steigen werden – auch wegen der Kosten der Arzneimittelversorgung.
Foto: Tabletten (dts)