Brüssel – Die EU-Kommission hat ihre Konjunkturprognose für das kommende Jahr deutlich nach unten korrigiert. Man gehe davon aus, dass die EU-Wirtschaft 2023 nur um 1,5 Prozent wachsen werde, teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit.
In der Frühjahrsprognose war sie noch von 2,3 Prozent Wachstum ausgegangen. Mit Blick auf das laufende Jahr geht die EU-Kommission weiter davon aus, dass die Wirtschaft in der EU um 2,7 Prozent wachsen wird. Für das Euro-Währungsgebiet ist laut Prognose ein Wachstum von 2,6 Prozent im Jahr 2022 zu erwarten, welches im Jahr 2023 auf 1,4 Prozent zurückgehen dürfte. Den Projektionen zufolge wird die jährliche durchschnittliche Inflationsrate im Jahr 2022 auf einen historischen Höchststand von 7,6 Prozent im Euro-Währungsgebiet und 8,3 Prozent in der EU klettern, bevor sie 2023 auf 4,0 Prozent bzw. 4,6 Prozent sinke. Insgesamt wirke sich der Ukraine-Krieg weiter negativ auf die EU-Wirtschaft aus, so die Kommission. Viele der im Frühjahr erwarteten Abwärtsrisiken seien eingetreten. Russlands Invasion in die Ukraine habe zusätzlichen Aufwärtsdruck auf die Energie- und Nahrungsmittelpreise verursacht. Infolgedessen baue sich global weiterer Inflationsdruck auf, die Kaufkraft der privaten Haushalte werde geschmälert, und die geldpolitische Reaktion erfolge schneller als erwartet.
Die anhaltende Wachstumsverlangsamung in den USA verstärke zudem die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der von China verfolgten strikten Null-Covid-Politik. Aufgrund ihrer großen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland sei die EU-Wirtschaft nach wie vor besonders anfällig für Entwicklungen an den Energiemärkten, und durch das weltweit schwächelnde Wachstum werde die Auslandsnachfrage in Mitleidenschaft gezogen, hieß es weiter. Die Jahreswachstumsrate für 2022 dürfte aber durch den Konjunkturaufschwung des vergangenen Jahres und ein etwas besser als erwartet ausgefallenes erstes Quartal gestützt werden. Im restlichen Jahresverlauf werde sie die Konjunktur voraussichtlich verhalten entwickeln.
Im Jahr 2023 dürfte das vierteljährliche Wirtschaftswachstum dann an „Dynamik“ gewinnen. „Russlands Krieg gegen die Ukraine wirft weiter lange Schatten auf Europa und unsere Wirtschaft“, sagte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. „Wir stehen an mehreren Fronten vor Herausforderungen – von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen bis hin zu äußerst unsicheren globalen Aussichten.“ Angesichts der hohen Inflation und der verschärften Finanzierungsbedingungen werde es wichtig sein, „das richtige Gleichgewicht zwischen dem Übergang zu einem umsichtigeren finanzpolitischen Kurs und dem Schutz der Schwächsten“ zu finden.
„Wir sollten außerdem unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland verringern“, so Dombrovskis.
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