Berlin – Angesichts des Fachkräftemangels in vielen Branchen fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eine leichtere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen. „Zugewanderte dürfen keine Arbeitnehmer zweiter Klasse sein“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe).
Die Koalition müsse die Anerkennung von Abschlüssen erleichtern und für „faire Vermittlungsbedingungen“ sorgen. „Zugewanderte müssen außerdem gemäß ihrer Qualifikationen beschäftigt werden, sonst verschenken wir wertvolle Potentiale“, so Piel. Gegen Fachkräftemangel helfe vor allem eine „beherzte Arbeitsmarktpolitik“ der Bundesregierung, damit die Bundesagentur für Arbeit der wachsenden Lücke wirkungsvolle Instrumente entgegensetzen könne. „Es ist höchste Zeit: In rund 44 Prozent der Unternehmen fehlt jetzt schon das notwendige Fachpersonal“, sagte die DGB-Vorständin. „Dabei ist Fachkräftegewinnung kein Hexenwerk: Mehr Aus- und Weiterbildung, gute Arbeitsbedingungen, tarifliche Löhne, bessere Vereinbarkeit von Leben, Familie und Arbeit sind die Grundlagen.“ Mehr junge Menschen bräuchten eine passende berufliche Ausbildung. Wer bereits im Berufsleben stehe, benötige für Digitalisierung und Energiewende gute Angebote für Weiterbildung und Qualifizierung, um fit für die sich verändernde Arbeitswelt zu werden. Piel erneuerte die DGB-Forderung nach einem Recht auf Weiterbildung. Fachkräftepotential gebe es auch unter Älteren und Frauen – „viel zu viele hängen in Minijobs fest“.
Foto: Bundesagentur für Arbeit (dts)