Berlin – Deutschland ist noch deutlich abhängiger von russischem Rohöl als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) es zuletzt angekündigt hatte. Das geht aus einer Antwort von Habecks Ministerium auf eine Schriftliche Frage von Unionsfraktionsvize Jens Spahn hervor, über die die „Welt am Sonntag“ vorab berichtet.
Im letzten erfassten Zeitraum, Mai 2022, stammten 27,8 Prozent des von Deutschland importierten Rohöls demnach aus Russland. Habeck hatte Ende April öffentlich verkündet, der Anteil habe bereits zu diesem Zeitpunkt bei nur noch zwölf Prozent gelegen. Das Wirtschaftsministerium erklärte die Diskrepanz zwischen der Aussage des Ministers und der tatsächlichen Zahl auf Anfrage damit, ölimportierende Unternehmen hätten zum damaligen Zeitpunkt signalisiert, aus bestehenden Verträgen mit russischen Lieferanten kurzfristig aussteigen zu können, sollte Russland Lieferungen stoppen oder ein komplettes Embargo erlassen werden. CDU-Politiker Spahn kommentierte die Diskrepanz in der Aussage des Ministers und der tatsächlichen Quote so: „Die von Wirtschaftsminister Habeck vor Wochen verkündete Reduktion der Abhängigkeit bei Rohöl auf zwölf Prozent war offenbar eher eine spontane Schätzung.“ Spahn kritisierte, dass die Abhängigkeit von Russland beim Öl zuletzt kaum abnahm. Im März hatte die Quote bei 37 Prozent gelegen. Auch aus der Koalition gab es Kritik am langsamen Rückgang: Der noch hohe Importanteil russischen Erdöls sei „absolut unbefriedigend“, sagte der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse.
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