Deutsche Umwelthilfe will Bau von LNG-Terminals nicht verzögern

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) teilt nach eigenen Angaben die Sorge der Bundesregierung um die Energieversorgung des Landes. „Wenn Nord Stream 1 nicht mehr ans Netz gehen sollte, muss man sich ernsthafte Gedanken machen, wie wir durch den Winter kommen“, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Umweltschutzorganisation, der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstagsausgabe).

Auch aus diesem Grund werde die Umwelthilfe den Bau der zwei derzeit geplanten schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel nicht mutwillig verzögern. „Ich kann jedem die Sorge nehmen, dass wir über Widerspruchsverfahren oder andere rechtliche Wege Notfallmaßnahmen für diesen Winter stoppen werden“, sagte Müller-Kraenner. Die DUH hatte im Mai Widerspruch eingelegt gegen die Planungen des Terminals in Wilhelmshaven und dabei einen sofortigen Baustopp gefordert. Als Grund nannte die Organisation die drohende Zerstörung eines Unterwasser-Biotops und die Gefahr für Schweinswale durch den Baulärm. Jetzt sagte Müller-Kraenner, seine Organisation habe vor allem deshalb Widerspruch eingelegt, um Akteneinsicht zu erhalten. Die DUH wolle verstehen, ob es bei den schwimmenden Terminals für eine Übergangszeit bleiben solle. „Oder werden da etwa hinter den Kulissen sehr viel weiter reichende Investitionen vorbereitet, die man am Ende gar nicht braucht?“ Die Umwelthilfe wolle sehr genau hinschauen, ob Interessen der Gasindustrie unter dem Eindruck der Krisenangst jetzt durchgepeitscht werden sollen. Die Umwelthilfe hat in der Vergangenheit auch gegen großen Druck in Teilen der Politik und Wirtschaft Prozesse zum Schutz von Umwelt und Klima durchgezogen. Etwa bei der Durchsetzung von Dieselfahrverboten wegen erhöhter Stickstoffwerte oder beim Klimaschutz-Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte die DUH im Mai gewarnt, nicht gegen das LNG-Terminal in Wilhelmshaven zu klagen, weil Verzögerungen durch gerichtliche Entscheidungen die Abhängigkeit von russischem Gas erhöhe. Müller-Kraenner sagte, die DUH nehme die aktuellen Sorgen der Bürger und der Unternehmen ernst. „Aber wir sind auch in Sorge um die Klimaziele.“

Er befürchtet, dass im Hintergrund bei den neuen LNG-Terminals immense Überkapazitäten geplant würden, die weit über das hinausgingen, was man für den Notfall brauche. Aus den schwimmenden Terminals sollen in ein paar Jahren eventuell stationäre Terminals werden, die erheblich höhere Gas-Transportfähigkeiten hätten. „Wir müssen jetzt die Weichen so stellen, dass es nicht unmöglich wird, die Klimaziele zu erreichen“, sagte Müller-Kraenner. Bei allen Investitionen müsse man schauen, dass nicht in ein paar Jahren Lock-in-Effekte eintreten und man aus der fossilen Falle nicht mehr rauskomme.

„Notfallmaßnahmen müssen Notfallmaßnahmen bleiben.“

Foto: Deutsche Umwelthilfe (dts)

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