Berlin fürchtet langfristigen Lehrermangel

Berlin – Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) fürchtet eine Zuspitzung und lange Zeitphase des Fachkräftemangels an Schulen. „Uns fehlen bundesweit Zehntausende von Menschen, die die geburtenstarken Jahrgänge ersetzen, die jetzt in Pension gehen“, sagte Busse der „Welt“ (Dienstagausgabe).

Es dauere „wohl bis 2030“, bis sich die Lage beruhige. „Wir haben noch schwere Jahre vor uns“, sagte die SPD-Politikerin. Sie rechne damit, dass im Sommer 920 Stellen in der Hauptstadt unbesetzt bleiben. „Die Einstellungen laufen noch. Aber viel besser wird es zunächst nicht werden.“

Hoffnungen setzt die neue Bildungssenatorin auf die Rückkehr zur Verbeamtung von Lehrkräften. Die Verbeamtung sei „natürlich auch nur ein Baustein zur Lehrergewinnung“, wenn auch ein wichtiger. „Wir haben in den letzten zehn Jahren fast 5.000 Lehrkräfte an andere Bundesländer verloren“, so Busse.

Bereits diese Woche sollten die ersten paar Hundert Referendare verbeamtet werden. Die Überführung der Bestandslehrer in den Beamtenstand sei allerdings verwaltungstechnisch komplizierter. Die SPD-Politikerin sprach sich allgemein dafür aus, dass Eltern ihre Kinder jeweils in die „wohnortnahe Grundschule im eigenen Kiez“ schicken – auch wenn es dort einen hohen Anteil an Kindern nicht deutscher Herkunftssprache gebe. „Wer das schicke urbane Kreuzkölln erleben will, muss das Abenteuer in Kauf nehmen. Man trifft da mitunter tatsächlich auf Migranten!“, sagte Busse.

„Ich rate dazu, der Schule aus dem eigenen Kiez eine Chance zu geben. Wenn die Schule funktioniert, kann ein Kind auch gut in einer Klasse mit vielen Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache lernen.“ Busse verteidigte die Entscheidung der rot-grün-roten Koalition, das Merkmal „nicht deutsche Herkunftssprache“ für die einzelnen Schulen nicht mehr zu veröffentlichen.

„Die Schulqualität können Sie in den Berichten der Schulinspektion, die wir auf unserer Internetseite öffentlich machen, viel besser ablesen“, sagte die Bildungspolitikerin. In der neuen Schultypisierung würden sechs verschiedene Kriterien zusammengefasst, darunter auch die Muttersprache der Kinder. „Und Schulen in sozialen Brennpunkten erhalten von uns besonders viel Unterstützung.“ Busse kündigte zudem eine Studie über politische und religiöse Konflikte an Schulen an.

„Die Probleme sind vorhanden. Wir brauchen berlinweit valide Daten“, sagte die Senatorin. Derzeit sei man auf der Suche nach einer geeigneten Universität, die mit der Studie beauftragt werden könne. „Wenn die Daten vorliegen, werden wir entsprechend handeln. Staatliche Schulen sollen ein neutraler Ort sein“, so Busse.

Foto: Gang in einer Schule (dts)

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