Berlin – Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung kritisiert, dass die deutsche Gesellschaft zu wenig über das Thema Missbrauch spreche. „Daher brauchen wir auch in allen Bundesländern einen Betroffenenrat, nicht nur auf Bundesebene“, sagte Kerstin Claus den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben).
Ein Betroffenenrat sei mindestens genauso wichtig wie die Landesmissbrauchsbeauftragten. Betroffene würden eine spezielle Expertise mitbringen: Über Täterstrategien, notwendige Hilfe, kindgerechte Verfahren und wüssten, wie eine medizinische Grundversorgung organisiert sein sollte. „Ich gebe ein Beispiel: Missbrauch hat etwas mit Körperöffnungen zu tun, von daher ist auch ein Zahnarztbesuch für Betroffene mitunter eine Herausforderung, weswegen traumasensibler Umgang auch medizinisch ein komplexes Thema ist“, sagte sie den Funke-Zeitungen. Es gebe eine hohe Zahl von betroffenen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und Jugend sexuelle Gewalt erlebt haben. „Es gibt eine Kultur des Missbrauchs in Deutschland und die zieht sich über Jahrzehnte. Früher noch unsichtbarer als heute“, sagte die Unabhängige Beauftragte zu Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.
Foto: Frau mit Tablet (dts)