Experten sehen wenig Entlastungspotential durch Dienstpflicht

Berlin – Viele Wissenschaftler zweifeln daran, dass sich mit einem sozialen Pflichtjahr die Versorgung im Gesundheitswesen verbessern lässt. „Einfache Arbeiten werden mehr und mehr automatisiert. Was bleibt, ist die hoch qualifizierte Pflege, und die kann von Angelernten nicht durchgeführt werden“, sagte Wirtschaftswissenschaftler Steffen Fleßa von der Universität Greifswald dem Nachrichtenmagazin „Focus“.

Der Gesundheitsökonom Sebastian Wichert vom Ifo-Institut ist ebenso der Meinung, dass ein Pflichtjahr den Sektor nicht entlastete. Die Einführung sei zudem mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden. Die Menschen, die für den Dienst infrage kämen, müsste der Staat erst erfassen. Auch Wolfgang Greiner, stellvertretender Vorsitzender im Sachverständigenrat des Bundesgesundheitsministeriums, hält eine Dienstpflicht für ungeeignet, um die Versorgung zu verbessern. Die Regierung solle stattdessen neue Anreize für die bestehenden Angebote schaffen. Derzeit leisten annähernd 100.000 Menschen Jugend- und Bundesfreiwilligendienste. Dafür erhalten sie monatlich bis zu 423 Euro. Greiner schlägt vor, ihnen den Mindestlohn zu zahlen. Die Debatte um die Einführung eines allgemeinen Pflichtdienstes löste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aus. Der „Bild am Sonntag“ sagte er: „Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht guttun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen.“ Im Jahr 2011 hatte der Bundestag beschlossen, die Wehrpflicht auszusetzen – und damit auch den Zivildienst.

Foto: DRK-Helfer (dts)

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