Wiesbaden – Überschuldete in Deutschland benötigen etwa 38 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten. Die Wohnkosten überschuldeter Personen sind damit überdurchschnittlich hoch, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit.
In der Gesamtbevölkerung belief sich der Anteil nach den aktuellsten Daten aus dem Jahr 2020 auf 22 Prozent. Im Jahr 2021 stand dem Haushalt einer überschuldeten Person, die Hilfe bei einer Schuldnerberatungsstelle suchte, durchschnittlich ein Nettoeinkommen von 1.368 Euro pro Monat zur Verfügung. Mit durchschnittlich 520 Euro machten die Kosten für die Wohnung einschließlich Energie- und Nebenkosten 38 Prozent des Haushaltseinkommens aus. Wird nur das eigene Einkommen des Schuldners von durchschnittlich 1.146 Euro betrachtet, so machten die Wohnkosten sogar 45 Prozent aus. Obwohl die Mietkosten ein gewichtiger Posten im Budget waren, hatte im Jahr 2021 nur gut jede beziehungsweise jeder fünfte Überschuldete (20,3 Prozent) offene Verbindlichkeiten bei seinem Vermieter. Dies dürfte daran liegen, dass aufgrund der drastischen Konsequenzen von Mietrückständen vorrangig Miete gezahlt und andere Verbindlichkeiten eher nachrangig bedient werden. Die Mietschulden betroffener beratener Personen betrugen im vergangenen Jahr durchschnittlich 4.401 Euro und damit mehr als das Achtfache der monatlichen Wohnkosten. Im Verhältnis zu den durchschnittlichen Gesamtschulden aller überschuldeten Personen in Beratung (31.087 Euro) machten die Mietschulden einen Anteil von 14 Prozent aus.
Weit häufiger als aufgrund von Mietschulden wurden Beratungen wegen Schulden bei öffentlichen Gläubigern durchgeführt. Dies traf auf über die Hälfte (57,2 Prozent) der Beratungsfälle zu. Zu den öffentlichen Gläubigern zählen beispielsweise gesetzliche Renten- und Krankenversicherungsträger sowie die Bundesagentur für Arbeit oder deren Jobcenter, Finanzämter zählen nicht dazu. Ebenfalls deutlich häufiger als wegen ausgebliebener Mietzahlungen wurden überschuldete Personen wegen Rückstanden bei Telekommunikationsunternehmen beraten.
Das traf auf knapp die Hälfte aller Fälle (48,9 Prozent) zu. Insgesamt nahmen im Jahr 2021 knapp 575.000 Personen die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch. Hauptauslöser der Überschuldung war der Verlust des Arbeitsplatzes (19,9 Prozent). Aber auch andere äußere Ereignisse, wie zum Beispiel Erkrankung, Sucht oder Unfall (zusammen 16,9 Prozent) beziehungsweise Trennung, Scheidung sowie der Tod des Partners (zusammen 12,2 Prozent) führten häufig zu kritischen finanziellen Situationen, so die Statistiker.
Jede zehnte beratene Person geriet aufgrund von längerfristigem Niedrigeinkommen (10,0 Prozent) in die Überschuldung.
Foto: Wohnhaus (dts)