Berlin – Jeder zehnte abhängig Beschäftigte in Deutschland arbeitet auch an Sonn- und Feiertagen, jeder Siebte auch abends und fast jeder Zwanzigste leistet Nachtarbeit. Doch die gesetzlichen Ruhezeiten und Ruhepausen werden immer seltener eingehalten.
Das geht aus zwei Antworten des Bundesarbeitsministeriums auf schriftliche Fragen von Linken-Fraktionsvize Susanne Ferschl hervor, über die die „Rheinische Post“ in ihrer Donnerstagausgabe berichtet. Demnach können knapp ein Fünftel oder 18 Prozent aller abhängig Beschäftigten aufgrund hohen Arbeitsdrucks die gesetzlichen Ruhezeiten zwischen ihren Einsätzen oft nicht einhalten. Das Ministerium beruft sich auf Daten des Mikrozensus sowie die regelmäßige Arbeitszeitbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA). In vielen Branchen macht sich der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel zunehmend bemerkbar.
Das führt immer häufiger zu Kapazitätsengpässen und verschlechterten Arbeitsbedingungen. Vor allem in Gesundheits- und Sozialberufen, in der Gastronomie, im Verkehr oder im Einzelhandel können gesetzliche Ruhezeiten oft nicht eingehalten werden. Vorgeschrieben ist etwa zwischen zwei Arbeitseinsätzen eine gesetzliche Ruhepause von mindestens elf Stunden, die immer häufiger verkürzt werden muss. Im Gesundheits- und Sozialwesen ist der Pausenausfall auch während des Arbeitstages mit 43 Prozent am höchsten, wie aus den Daten hervorgeht.
„Viele Arbeitnehmer sind zu Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit verpflichtet. Diese Arbeitszeiten schaden nachweislich der Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten und müssen deswegen eingedämmt, reguliert und kontrolliert werden“, sagte Linken-Politikerin Ferschl. „Allerdings wird geltendes Recht in Bezug auf Ruhepausen und Ruhezeiten regelmäßig von den Unternehmen nicht eingehalten.“ Helfen würde eine für alle Arbeitgeber verpflichtende Arbeitszeiterfassung.
Foto: Licht in einem Haus (dts)