Wiesbaden – Die Erwerbstätigkeit in Deutschland hat im ersten Quartal 2022 erstmals wieder das Vorkrisenniveau übertroffen. Insgesamt waren rund 45,1 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit.
Damit stieg die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt deutlich um 217.000 Personen (+0,5 Prozent): Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, dem letzten Quartal vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, stieg die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt um 0,1 Prozent oder 43.000 Personen. Ohne Saisonbereinigung ging die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem vierten Quartal 2021 zwar um 253.000 Personen oder 0,6 Prozent zurück, im Jahr 2022 fiel dieser saisonal übliche Rückgang jedoch merklich schwächer aus als im Durchschnitt der drei Vorkrisenjahre 2017 bis 2019 (-338.000 Personen; -0,8 Prozent). Verglichen mit dem Vorjahresquartal stieg die Zahl der Erwerbstätigen im ersten Quartal 2022 um 687.000 Personen (+1,5 Prozent), so die Statistiker weiter. Der Beschäftigungsanstieg im Vorjahresvergleich hat sich damit weiter erhöht.
Im ersten Quartal 2021 war die Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahr noch um 1,5 Prozent gesunken. Die positive Entwicklung im Vorjahresvergleich seit dem zweiten Quartal 2021 lässt sich zwar immer noch zum Teil auf den Einbruch der Erwerbstätigenzahl im Jahr 2020 zurückführen, als die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie sich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirkten – über diesen Basiseffekt hinaus ist aber seit dem Sommer 2021 ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Noch stärker als im ersten Quartal 2022 war die Erwerbstätigkeit im Vorjahresvergleich zuletzt im zweiten Quartal 2007 gestiegen, und zwar um 700.000 Personen (+1,8 Prozent). Dieser Anstieg wurde damals den sogenannten Hartz-IV-Reformen zugeschrieben.
Im ersten Quartal 2022 trugen überwiegend die Dienstleistungsbereiche zum Anstieg der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (+650.000 Personen; +2,0 Prozent): Die größten absoluten Beschäftigungsgewinne hatten die Öffentlichen Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit +242.000 Personen (+2,1 Prozent), gefolgt von dem Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit +190.000 Personen (+2,0 Prozent) sowie den Unternehmensdienstleistern mit +112.000 Personen (+1,9 Prozent), zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört. Im Bereich Information und Kommunikation entwickelte sich der Beschäftigungszuwachs mit +66.000 Personen (+4,7 Prozent) noch dynamischer. Auch bei den Sonstigen Dienstleistungen (unter anderem Verbände und Interessenvertretungen) gab es wieder größere Beschäftigungsgewinne (+38.000 Personen; +1,3 Prozent). Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern setzte sich hingegen der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend fort (-5.000 Personen; -0,5 Prozent).
Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) ist die Erwerbstätigenzahl im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr erstmals seit dem dritten Quartal 2019 wieder leicht gestiegen (+14.000 Personen; +0,2 Prozent). Auch im Baugewerbe konnten weiterhin Beschäftigungsgewinne erzielt werden (+30.000 Personen; +1,2 Prozent). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Zahl der Erwerbstätigen um 7.000 Personen (-1,3 Prozent); dieser Rückgang bestätigte den langfristigen Trend in dieser Branche, so das Bundesamt. Zum Anstieg der Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,5 Prozent hat maßgeblich die positive Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beigetragen.
Leichte Beschäftigungsgewinne gab es auch bei der Zahl der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten, während die Zahl der selbstständig Tätigen weiter zurückging. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Arbeitnehmer im Vergleich zum ersten Quartal 2021 um 719.000 (+1,8 Prozent) auf 41,2 Millionen Personen. Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank dagegen um 32.000 Personen (-0,8 Prozent) auf 3,9 Millionen. Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätiger Person erhöhte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,7 Prozent auf 341,3 Stunden.
Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person – erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 3,3 Prozent auf 15,4 Milliarden Stunden.
Foto: Bedienung in einem Café (dts)